6. Point Loma
Point Loma oder warum ein Trompeter für Tränen sorgt…
Der Besuch von Point Loma stand bevor. Der namentliche Punkt ist einer der wesentlichen Sightseeingtreffpunkte in San Diego und liegt strategisch Günstig auf einer Hügelkette an der gegenüberliegenden Uferseite der Stadt. Er ist gleichzeitig der südwestlichste Punkt der kontinentalen USA und beherbergt an seiner Spitze das Cabrillo-National-Monument (der Portugiese Cabrillo gilt als Entdecker Kaliforniens). Von dort aus, soweit man dem Reiseführer glauben darf, hat man auf der einen Seite eine atemberaubende Sicht auf die Stadt, den militärischen Flughafen und die Hafenanlagen und auf der anderen Seite kann man den Sonnenuntergang in den Pazifik geniessen. Gelesen und los geht?s, es ist Samstag später Nachmittag und ich mache mich mit dem gelben Pferd auf den Weg durch die Stadt zu meinem Aussichtspunkt.
Wetterlage besser als notwendig, die Strassen und wesentlichen Wege kennen ich bereits und so dauert es nicht lange bis die entsprechende Hügelkette in Sichtweite kommt. Der Aufstieg beginnt, die Bebauung entlang der kurvigen Bergstrasse wechselt von typischen Einfamilien-Holzbungalos zu stacheldrahtumzingelnden Militärgebäuden. War ja klar, dass sich das Verteidigungsmysterium diese phantastische Lage nicht entgehen läst. Aber muss es denn gleich der ganze Hügelzug sein? Je weiter ich fahre, desto mehr Stacheldraht und no-pictures-please-Schilder begleiten mich. Dafür ist die Aussicht links und rechts tatsächlich ein Genuss und ich habe dabei erst die Hälfte des Höhenzuges hinter mir. Wann kommt wohl der Lomopunkt und bin ich wirklich angesichts der militärischen Präsenz auf dem richten Highway?
Bevor ich lange Nachdenken kann, öffnet sich hinter der nächsten Gabelung ein Anblick, der mich auf der Stelle innerlich verstummen läst. Da liegen Sie, nein, da stehen Sie, alle die steinernen Zeugen der Endlichkeit. Aufgereiht in Linie um Linie um Linie um Line. Entlang der sanften nicht endend wollenden Hügelkette, eingerahmt von der unnützesten Mauer auf Erden, nur unterbrochen von auf Hochglanz gepflegten kleinen Wegen, schatten spendenden Eukalyptusbäumen und auf den Millimeter genau geschnitten Rasenkanten. Es müssen tausende, nein zehntausende sein. Die bildliche Kraft der weissen Stein und der Kontrast zum wörtlichen Grasgrün wird nur noch vom freien Blick links auf die Stadt überboten. Während mein Bankerverstand analysiert, dass das mit Immobilienblick betrachtet wohl die beste Lage der Stadt ist fragt sich mein restlicher Geist, warum sich eine durch und durch kapitalistische Gesellschaft hier einen gigantischen Ort der Ruhe und Trauer leistet? Ohne die ohnehin überflüssige Antwort abzuwarten beschliesse ich spontan kurz zu halten und platziere den mechanischen gelben Transportpartner seitlich am nächsten Tor.
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